Vereinsgeschichte

Am 5. Oktober 1924 fand eine Versammlung der Feuerwehren des Bezirks Engelrod statt. Anwesend waren die Wehren der Orte Engelrod, Eichelhain, Eichenrod, Hörgenau, Hopfmannsfeld, Dirlammen und Lanzenhain, sowie die betreffenden Bürgermeister der genannten Orte.
Nach Besichtigung der Wehren fand ein kurzes Fuss- und Geräteexerzieren der Engelröder Wehr unter Leitung des Kreisfeuerwehrinspektors Bechthold statt. Anschliessend wurde ein Brandangriff ausgeführt. Zum Schluss fand eine allgemeine Besprechung im "Henkelschen" Saale statt. Als erster sprach Herr Kreisfeuerwehrinspektor Bechthold über die von ihm gestellten Aufgaben seine Zufriedenheit aus und hielt noch einen Vortrag über Feuerlöschwesen.
Hierauf ergriff Herr Kreisdirektor Dr. Michel das Wort und betonte, dass die Wehr ihrer Aufgabe gewachsen sei und hob besonders die gute Führung des Kommandanten Möller hervor. Hierauf verlass er ein Schreiben des Kreisamts Schotten, das an das Kreisamt Lauterbach gerichtet war, wie folgt:
Wie uns mitgeteilt wurde, hat die Feuerwehr Engelrod bei dem Brand in Ulrichstein am 13. September 1924 sich in ausserordentlich wirksamer Weise betätigt. Ihrem Eingreifen soll es wesentlich zu verdanken sein, dass das Schiff der Kirche gerettet wurde. Wir ersuchen Sie daher ergebenst der Feuerwehr in Engelrod unseren Dank und unsere Anerkennung für die geleistete Hilfe auszusprechen.
Weiter streifte er Zweck und Ziele der Freiwilligen Feuerwehren und gab Anregung zur Umgruppierung der Pflicht- in "Freiwillige" Wehren. Die Engelröder Feuerwehr erklärte hierauf einstimmig, eine "Freiwillige" zu gründen.
Man verlebte noch einige frohe Stunden bei einem Glas Bier. Auf Anregung der Freiwilligen Feuerwehr Engelrod, erschien nun am 16. November Kreisfeuerwehrinspektor Bechthold und nun wurde die Gründung statutenmässig vorgenommen. Die alten Führer wurden wieder gewählt. Als
1. Kommandant Karl Möller,
2. Kommandant Georg Karl
Weitere Führer: Karl Böck als Stellvertreter,
Karl Spöhrer, Johannes Greb X., Johannes Habicht, Heinrich
Greb V. und Heinrich Faust
und gelten die gewählten Führer als Vorstandsmitglieder.
Die Gemeinde erklärte sich bereit Paradeanzug und Ausrüstung zu beschaffen. Die einzelnen Mitglieder stellten sich den Arbeitskittel. Zu diesem Gründungstag wurde noch von der Gemeinde ein Fass Bier gestiftet und man verlebte noch einige gemütliche Stunden.
Die Freiwillige Feuerwehr traf allzufrüh ein schwerer Verlust durch den Tod ihres hochgeschätzten 1. Kommandanten, welcher am 20. Oktober einer schweren Lungen- Rippenfellentzündung erlegen ist. Er wurde von Mitgliedern der Wehr, welche am selbigen Tage das erstemal in ihrer neuen Uniform erschien, zu Grabe getragen. Sein Andenken wird ihr unvergesslich bleiben. Auch erwies die Freiwillige Feuerwehr Lanzenhain ihm die letzte Ehre.

Chronik der Feuerwehr Engelrod

von Pfarrer Backwinkel-Pohl anlässlich der 90 Jahr-Feier

„Schon zuckten die ersten Blitze. Der erste Strahl traf das Türmchen auf dem Schulhaus. Die Flammen schlugen gen Himmel und in wenigen Minuten sank das Glöckchen glühend in die Asche. Weite Blitze zündeten entferntere Gebäude. An dem ausgetrockneten Holzwerk fanden die Flammen schnelle Nahrung. Auch fehlte es in dem trockenen Sommer an Wasser. Es trat Luftzug ein und bald standen 11 Gebäude, Scheunen und Stallungen in Flammen. Der Regen strömte herab und fiel zischend in die Glut. Weitere Blitze durchkreuzten die Stätte. Hier schreiende Kinder, dort weinende Mütter und am Abendhimmel die blutrot untergehende Sonne, es war schauerlich.“

Meine Damen und Herren – liebe Feuerwehrmenschen!

Ja – das war aus der Chronik über den Brand in Hörgenau 1865. Aber wenn auch nicht aus Engelrod, so ist dies doch ein authentischer Bericht über einen Großbrand in unserer Gegend. Auffallend: kein Wort von Löschmaßnahmen – kein Wort von wirksamen Hilfsmaßnahmen - erst recht kein Wort von einer geordneten Feuerwehr.

Das ist anders im 1 Protokoll unserer Freiwilligen Feuerwehr Engelrod – im Gründungsprotokoll –

auch da: Schon Chronik, Blick zurück – und auch da ein Blick nach außen, über Dorfgrenzen hinweg, nach Ulrichstein. In einem im Protokoll zitierten Schreiben des Kreisamtes Schotten an Kreisamt Lauterbach heißt es: „Wie uns mitgeteilt wurde hat die Feuerwehr Engelrod bei dem Brand in Ulrichstein am 13. September 1924 sich in außerordentlicher Weise betätigt. Ihrem Eingreifen soll es wesentlich zu verdanken sein, daß das Schiff der Kirche gerettet wurde. Wir ersuchen Sie daher ergebenst der Feuerwehr Engelrod unseren Dank und unseren Anerkennung für geleistete Hilfe auszusprechen.“

So verlesen auf einer Feuerwehr-Versammlung in Engelrod am 5. Oktober 1924. Auf der selben Veranstaltung dann beschlossen die anwesenden Feuerwehrleute, aus der bisherigen Pflichtfeuerweh-FW eine freiwillige zu machen. Danach hält das nicht namentlich unterzeichnete Protokoll fest: „Man verlebte noch einige frohen Stunden bei einem Glas Bier.“ Frage des heutigen Lesers: Gab´s in diesen alten Zeiten wirklich nur ein Glas Bier pro Mann? Es waren schwere und arme Zeiten.

Am 16. November desselben Jahres war dann die statutenmäßige Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Engelrod. Die alten Führer wurden nun für die freiwillige wehr wiedergewählt: es waren: 1. Kommandant Karl Möller, 2. Kommandant Georg Karl

u.a..

Die Gemeinde Engelrod übernahm die Kosten für Paradeanzug und Ausrüstung – Arbeitskittel wurden von den Mitgliedern selbst gestellt.

Zur Gründung gab es für die ganze Mannschaft ein von der Gemeinde gestiftetes Faß Bier. Frage an den anwesenden Vorsitzenden der Gemeindevertretung / bzw. Bürgermeister: Was stiftet die Gemeinde Lautertal zu unserem Jubiläum heute?

Aber weiter.

Neue Uniformen gab´s und dann gleich einen traurigen Anlaß diese zum ersten Mal zu tragen –nämlich auf der Beerdigung des am 20 Oktober 1925 verstorbenen 1. Kommandanten Karl Möllers.

Nachfolger als 1. Kommandant wurde sein Stellvertreter Georg Karl, der dieses Amt wohl bis zum Krieg innehatte.

Was noch die Uniformen angeht, so sah sich der 1. Kommandant wohl schon 1926 gezwungen, die Kameraden zu ermahnen, diese Uniformen und die Ausrüstung in guter Ordnung zu halten.

In 1927 erwähnt dann das Protokoll erstmalig ein Brandbekämpfungseinsatz der Freiwilligen Feuerwehr Engelrod und zwar in Eichelhain. Interessant, wie der Einsatz im Protokoll erwähnt wird, nämlich als Beschluß unter Verschiedenes mit folgendem Wortlaut: „Es wurde beschlossen, daß die Verpflegung, die der Wehr beim Brand in Eichelhain zuteil wurde, bezahlt werden soll.“

Daß aber die Wehr schon damals nicht nur für Hilfseinsätze und Schutz da war, zeigt das Protokoll einer Vorstandssitzung aus dem selben Jahr. Hier wird ein Theaterabend der Freiwilligen Feuerwehr Engelrod mit Tanzbelustigung geplant. Dazu gehörte auch, die Eintritpreise festzulegen. Eintritt für Mitglieder: Verheiratete 0,30 RM, Ledige 050 RM – Nichtmitglieder zahlen 1, RM für den 1. Platz und 0,70 für den 2. Dazu kommt dann noch ein Tanzgeld für Männer von 1, RM und 0,50 für Frauen. Den Theaterspielern wird 1 Faß Bierzugesprochen.

Aber weiter.

Die modernen Technik zieht auch in Engelrod ein: 1931 gibt es eine Motorspritze für die Wehr, die gleich bei einem Brandeinsatz in Hörgenau zum Einsatz kommt. Aber – und daran sieht man, wie wenig Motortechnik damals der Feuerwehr selbst zur Verfügung stand – um die Spritze zum Löschen nach Hörgenau zu bringen, bedurfte es des Fuhrwerks von Heinrich Höll, der für diesen Dienst 4, - RM Fuhrlohn erhielt – dabei ist zu vermuten, daß die Spritze von ihm mittels Pferdefuhrwerk nach Hörgenau gebracht wurde.

Feuerwehr ist aber nicht nur im Blick auf die Technik mit der jeweiligen Zeit auf´s Engste verwoben – ähnlich verwoben ist FW immer auch mit der Politik. Da mag es heute eher um regionale Entscheidungen und Fragen gehen – bei der Einführung neuer Funkstandarts oder bei der Frage, wie weit Ortsteilfeuerwehren noch zeitgemäß und sinnvoll sind –, in den 30er Jahren ging es ums große Ganze.

Enthalten die Protokolle von 1933 noch keine Besonderheiten gegenüber früheren, so steht am Beginn der ordentlichen Generalversammlung von 1934 gleich ein anderer Ton. Nachdem eingangs die Grüße des Kommandanten erwähnt werden, berichtet der Protokollant weiter: „Ferner gedachte er (der Kommandant) in einigen treffenden Worten des neu erstandenen Deutschlands und betonte, daß die Feuerwehr unter diesem großen Gesichtspunkt: Gemeinnutz geht vor Eigennutz. (ergänze: stehe)   Oder wie ihr alter Wahlspruch von jeher Geltung hatte: Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr und Einer für alle und alle für einen. Im Anschluß hiervon brachte der Kommandant mit der gesammten Wehr, ein dreifaches „Sieg Heil“ auf unser (gesammtes – dann gestrichen und durch) geliebtes Vaterland mit seinem Führer Adolf Hitler aus.“

So weit das Protokoll von 34 – schon die Brüche in diesen Sätzen zeigen, was für eine Umbruchzeit dies war. Eine Zeit, in der für die Wehr nun auch eine neue Grußpflicht galt: der offizielle Teil dieser Generalversammlung schloß erstmals mit einem dreifachen: Wehr Heil!

Daß es mit dem Heil im Folgenden nicht weit her war, zeigt sich nicht an den Brandeinsätzen – hier wirkte die Wehr 1935 in Rebgeshain und 1936 beim Brand der Dorfmühle wohl durchaus heilsam – und bekam gerade für diesen Einsatz Lob und Anerkennung der Kreisfeuerwehrbehörde - das Unheil der Zeit – oder mit einem Wort Erich Kästners: „Die Zeit ist kaputt!“ –

das zeigt sich in den Protokollen der Wehr daran, daß es von 1941-1952 erst gar keine Protokolle gibt – nicht deshalb keine Protokolle, weil man sie – wie andernorts – nachträglich hätte verschwinden lassen, sondern weil es die Wehr in dieser Zeit in der gewohnten Weise nicht gab.

Da die meisten wehrfähigen Männer – um es mit einem Ausdruck der damaligen Zeit zu sagen – zuerst im Felde standen, später gefallen, vermißt oder in Gefangenschaft waren – wurde die normale freiwillige Wehr durch ältere Bewohner, vor allem durch die „Engelröder Frauenwehr“ ersetzt. Diese Wehr kam dann auch beim Brandeinsatz 1943 bei Hans Decker zum Löschen von Stall und Scheune zum Einsatz.

Weitere Brand -Einsätze gab es in 46, 48 und 50.

1952 war dann scheinbar alles wieder beim Alten. Zwar wurde, bevor man in die Tagesordnung der 1. Generalversammlung nach dem Krieg eintrat, ausdrücklich der Gefallenen und der Mitglieder in Gefangenschaft gedacht, aber dann schloß später wie lange vor dem Krieg die Sitzung wieder mit: Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr und Einer für alle und alle für einen.

Und natürlich gab es dann auch keine Frauen mehr in der Wehr – was die Kriegs- und direkte Nachkriegszeit an Stärke der Frauen gezeigt hatte, das wurde hier in Engelrod, wie auch bei den Frauen anderorts in der Industrie und bei den Trümmerfrauen, geleugnet und verdrängt – man nahm Zuflucht zu altvertrauten Mustern. – die Frauen waren wieder draußen.

Da wohl noch die eine oder andere Frau lebt, die in der Feuerwehr damals aktiv war, sollten wir diese Frauen möglichst bald zu Ehrenmitgliedern unserer Wehr ernennen!

Ortsbrandmeister war nun August Stertz. In 53 wurden neue Uniformen durch die Gemeinde angeschafft. Ebenfalls in 53 gedachte man zum letzten Mal - laut Protokoll - der gefangenen Kameraden. Anscheinend war danach das Kapitel Kriegsgefangenschaft für Engelröder Kameraden mehr als 8 Jahre nach Krieg endlich beendigt.

Friedlich geht es weiter, mit Brandeinsätzen, Kappenabend oder Familienabend – erstmals 1957 – und Beitragserhöhungen von 2 über 3 auf 5 DM 1962.

Die Wehr kämpft gegen Brände im Heiligen Wald und bei Otto Reitz und Karl Frank, und muß nun auch einen Wassereinbruch in der neuen Volksschule und ein Hochwasser beim Sägewerk Karl Gieß bekämpfen.

Es wird Theater gespielt und wieder gibt es 1968 neue Uniformen. 1969 bekommt die Wehr ein neues Feuerwehrfahrzeug ( da vorher in der Chronik nichts zu finden – vielleicht zum 1. Mal?)

Nach kleineren Einsätzen bei Familie Bitzen und Berthold Rahn Anfang der 70er muß die Wehr in 73 einen Flächenbrand beim Hochbehälter und den Brand bei Otto Lang bekämpfen.

1974 wird das 50jährige gefeiert.

1977 sind gleich 3 Hochwassereinsätze nötig – wieder bei der Schule und in verschiedenen Kellern

1981 meldet sich auf eher kuriose Weise wieder der Bezug von Feuerwehr und Politik: Zwar gibt es einen Ausflug der Wehr zum Safaripark Wallerstädten und zum Frankfurter Flughafen, wegen der angespannten Lage um die Startbahn West wird aber aus der geplanten Besichtigung der Flughafenfeuerwehr nichts.

Nachdem 1984 ein Zimmerbrand in der alten Schule zu bekämpfen war, gibt 1985 mal wieder einen Hochwasser-Einsatz. Na und wo? Klar: Wieder mal bei der Mittelpunktschule.

Mittlerweile ist man mobiler geworden: In 1986 geht ein Ausflug nach Göteborg, 1989 nach Prag und Pilsen.

1987 hat die Feuerwehr eine neue kulturelle, der Dorfgemeinschaft dienende Veranstaltung ins Leben gerufen: Zum ersten Mal findet die Engelröder Schlittenfahr statt.

Nachdem 1987 Sicherheitsstiefel angeschafft wurden und in 1990 der Beitrag auf 24 DM erhöht wurde, werden 1991 30 Einsatzanzüge aus eigenen Mitteln angeschafft. In den folgenden Jahren finden sich häufiger Anschaffungen verschiedener Geräte aus eigenen Mitteln (in Klammern: Es bleibt für mich merkwürdig, wie ich es auch später schonmal zum Ärger des damaligen Bürgermeisters auf einer Feuerwehrversammlung angemerkt habe, daß diejenigen, die ihre Zeit und durchaus ihre Gesundheit als Feuerwehrleute für andere zur Verfügung stellen, dabei auch noch ihre Ausrüstung zum Teil selbst finanzieren, während etliche Bürger zwar gerne bei Bedarf die Hilfe der Wehr in Anspruch nehmen, über ihre Steuer hinaus aber keinen Beitrag dazu leisten!).

Aber weiter in der Chronik: Am 23. und 24. Juli 94 wird kräftig der 70jährige gefeiert. Im Dezember dann eine Jugendfeuerwehr gegründet .

1998 kommt es dann doch noch – ja die Zeiten wurden ruhiger und auch Grüne nutzten mittlerweile die Startbahn West – zur Besichtigung der Flughafen Feuerwehr in Frankfurt.

1999 wird dann im Juni wieder mit gutem Grund gefeiert: 75 Jahre Freiwillige Feuerwehr Engelrod!

Im selben Jahr vermerkt das Protokoll: Michael Merschrod zum Feuerwehrmann befördert.

In 2000 fragt Kamerad Erwin Stertz erstmals nach einer möglichen Trennung der Feuerwehr in AktiveWehr und Verein – damals noch als nicht sinnvoll von Wehrführer Rahn angesehen.

Hatte Wehrführer Rahn in 2000 auf die Frage nach Frauen in der Feuerwehr noch sagen müssen, weder passiv noch aktiv seien solche in der Feuerwehr Engelrod tätig, vermerkt das Protokoll der 65. Jahreshauptversammlung von 2001 beim Mitgliederstand: 185 Mitglieder – 32 aktive, 10 Jugendfeuerwehr, 31 Ehrenmitglieder und 112 passive – davon 6 Frauen – na also …

2003 ist ein besonders einsatzreiches Jahr: neben 3 mittlerweile schon üblichen Wespen-Einsätzen, 7 Brandeinsätze in Lautertal, 3 technische Hilfsleistungen bei Unfällen und Sturmschäden.

Auf der 71. Jahreshauptversammlung am 9. Februar 2008 ging eine 24 jährige Ära zuende: Ludwig Rahn – der seit 1984 Wehrführer war – übergab sein Amt an den neugewählten Wehrführer Michael Merschrod, den Vorsitz des Feuerwehr Vereins übernahm Edelbert Volp.